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Aggsbach Dorf – Gerolding

· Lesezeit 4 min
Wachau Kloster Wald Hügel
Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn
Inhaltsverzeichnis
Details
  • Distanz 12,8 km
  • Anstieg 496 hm
  • Landschaft
Karte
Dunkelsteinerwald-Runde - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Etappe 5: Dieser Artikel

Endlich wieder Wandern. Ich hab’s schon richtig vermisst nach den vielen Trainingskilometern für den Marathon auf der flachen Straße. Meine heutige Wandertour führt mich nach Aggsbach Dorf. Der Welterbesteig führt hier zwar auch durch, aber ich beginne diesmal meine erste Etappe auf der Dunkelsteinerwald-Runde.

Aggsbach Dorf

Kartause Aggsbach

Tief, versteckt im Tal liegt die Kartause. Obwohl ich schon öfters in Aggsbach Dorf gewesen bin, ist es doch das erste Mal, dass ich das Kloster sehe. Es grenzt zwar noch an den Ort, aber es liegt abgeschieden am Wolfsteinbach, der ein kleines, enges Seitental eröffnet. Um die Kartause zu erreichen, muss man zudem den Bach überqueren.

Die abgeschiedene Lage im Dunkelsteinerwald ist kein Zufall. Vielmehr suchten die Kartäuser, auf Lateinisch Ordo Cartusiensis, nach solchen Standorten für ihre Klöster. In Gaming, in den Eisenwurzen, befindet sich noch ein weiteres ihrer Klöster.

Die Ursprünge des Ordens gehen zurück ins 11. Jahrhundert. Der heilige Bruno von Köln zog sich mit seinen Gefährten in den menschenarmen Gebirgszug Chartreuse, daher der Name, rund um Grenoble zurück. Sie lebten dort als Einsiedler, die sich nur zur gemeinsamen Messe trafen. Über ein strikt kontemplativen Leben, das heißt in sich gehen und regelmäßig beten, versuchten sie ihre eigene Spiritualität zu erkunden, um Gott zu erfahren.

Kartause Aggsbach. Wirtschaftsgebäude mit Garten.

Das asketische Leben der Kartäuser führte schlussendlich jedoch zur Auflösung des Ordens in Aggsbach. 1782 ließ Kaiser Josef II. im Klosteraufhebungsdekret alle Klöster aufheben, die außer Beten keinen gesellschaftlichen Mehrwert leisteten. Damit gingen rund 400 Jahre geistiges Leben in Aggsbach zu Ende. Schließlich wurde das Kloster immerhin schon 1380 von Heidenreich von Maissau gestiftet.

Nach der Auflösung verfiel das Kloster zunehmend. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde das gotische Ensemble von privater Hand liebevoll restauriert. Ein Museum über die Kartäuser und das klösterliche Leben wurde ebenso eingerichtet.

Kalvarienberg

Nach dem Kloster geht es erstmals steil bergauf. Ich folge dem Kreuzweg, der von den Mönchen auf dem gegenüberliegenden Hügelhang errichtet wurde. Kleine Andachtsstellen für die 14 Stationen des Kreuzweges säumen den Weg. Es ist ein beschwerlicher, anstrengender Weg. Wie oft die Mönche ihn tief versunken im Gebet wohl gegangen sind?

Am Ende erwartet mich die Kreuzigungsszene mitten im prächtigen Laubwald. Eine schöne Aussicht auf Aggstein gibt es ebenfalls, nur das Kloster bleibt von den Blättern der Bäume verdeckt. Der Weg hinauf hat sich gelohnt.

Kreuzigung Jesu mitten im Eichenwald bei Aggstein hoch über der Kartause.

Ich lege eine kurze Rast ein, trinke ein bisschen Wasser und laufe danach hinab zum Mitterbach. Der Bach und sein Tal wird mein treuer Begleiter. Ich folge ihm bis ich auf die Hochebene des Dunkelsteinerwaldes gelange. Es geht stetig sanft bergauf auf einer Forststraße.

Dunkelsteinerwald Hochebene

Schloss Gurhof

Oben angekommen, eröffnet sich mir ein weites Panorama frisch gemähter Wiesen. Äcker findet man im Dunkelsteinerwald kaum. Vielmehr erinnert die Landschaft mit ihren welligen Hügeln an das Alpenvorland. Wald und Wiesen, dazwischen kleine Ortschaften und einzelne Gehöfte.

Schloss Gurhof im Dunkelsteinerwald. Grüne Wiesen. Und ein Maibaum für den 1. Mai.

Auch vor mir liegt scheinbar so ein Gehöft. Aber bei genauerer Betrachtung stellt es sich als Schloss Gurhof heraus. Im späten 15. Jahrhundert errichtete der Hauptmann von Göttweig einen Wirtschaftshof für seine Lehensherren. Nach etlichen Besitzerwechseln landete der Hof bei Ludwig von Starhemberg, dem Herrn von Schönbühel. Da dieser jedoch dem protestantischen Glauben nicht abschwor, konfiszierte der Kaiser seinen Besitz und übergab ihn dem Stift Göttweig.

Die Äbte ließen sodann den Hof zum Barockschloss umbauen. Als Baumeister wurde Johann Lucas Hildebrandt engagiert, der ebenfalls den Umbau von Stift Göttweig leitete und zuvor zahlreiche Stadtpalais in Wien plante. Bis 1970 hielt das Stift das Schloss im Besitz, danach wurde es an Privatpersonen verkauft. Heute ist es eine beliebte Hochzeitslocation.

Wolfstein

Beim Grubhof verliere ich erstmals den Weg. Der Wegweiser wurde von einer Hecke verschluckt. Zu meiner Überraschung muss ich durch eine Wiese und nicht der Asphaltstraße folgen. Oje, Zeckengefahr im hohen Gras. Aber gleich bin ich wieder im schattigen Wald. Es geht hinab nach Wolfstein.

Leider hab ich mir in meinen Notizen nicht aufgeschrieben, dass es hier eine Ruine gibt. So lasse ich sie links liegen und setze meine Wanderung fort. Die Burg ist eine der ältesten Befestigungswerke im Dunkelsteinerwald. Auch sie gelangte in den Besitz des obengenannten Ludwig von Starhemberg und ging dannin jenen des Stift Göttweig über. 1993 verkaufte das Stift die Ruine.

Gerolding

Noch der letzte längere Anstieg vor Gerolding entlang des Raintalbaches. Meine Wasservorräte neigen sich dem Ende zu. Aber es ist nicht mehr weit.

Bevor ich wieder oben ankomme, passiere ich noch eine unscheinbare Hütte. Es ist ein restaurierter Kalkofen. Um 1900 wurde in zahlreichen Steinbrüchen im Dunkelsteinerwald Kalk abgebaut und gebrannt.

Restaurierter Kalkofen bei Gerolding.

Zum Abschluss der Wanderung bietet sich mir noch ein weiter Ausblick beim Hohen Kreuz ins Alpenvorland. Ab hier ist es wirklich nicht mehr weit nach Gerolding. Nur noch rechts den Feldweg entlang, durch den Wald, und schon steht man vor dem Gasthof Hirschenwirt, wo köstliche Hagebuttenspezialitäten angeboten werden. Jetzt muss ich nur mehr hinauf zur Geroldinger Kirche und die Wanderung ist geschafft.

Hohes Kreuz. Feldwege bei Gerolding mit Ausblick ins Alpenvorland.

Dunkelsteinerwald-Runde - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
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