Mit dem Zug komme ich am unscheinbaren Bahnsteig in Kastenreith an. Von Amstetten über Waidhofen und Weyer gelangt man flott mit der Rudolfsbahn ins Ennstal. Für eine kleine Lokalbahn ist die Strecke überraschend gut frequentiert. Beinahe stündlich fährt ein Zug ab.
Ich mache mich sogleich auf und suche nach einem kleinen Pfad, der sich auf fast keiner Karte findet, nicht einmal in OpenStreetMap. Bei der Brücke über die grüne Enns finde ich einen Pfad, doch nach kurzer Zeit muss ich mein Unterfangen aufgeben.
Der Pfad ist zu überwachsen. Wilde Himbeeren mit ihren bösartigen Dornen versperren mir den Weg. Um mich durchs Dickicht zu kämpfen, fehlt mir die passende Bekleidung. Kurze Socken und kurze Hose sind in der Wildnis nicht ideal. Ich plane um. Das Ziel, der Almkogel, bleibt jedoch dasselbe.
Stallburgalm
So laufe ich zunächst auf der Straße nach Küpfern. Zahlreiche Radfahrer kommen mir entgegen. Die Straße ist Teil des Ennstalradweges und verkehrsberuhigt. Praktisch nur Anrainer befahren sie, da die Bundesstraße am gegenüberliegenden Ennsufer liegt.
Vor Küpfern wechsle ich dann in den Hammergraben und spüre wieder weichen Schotter unter meinen Sohlen. Das Tal hat schon prächtigere Zeiten gesehen. Immer wieder komme ich an alten, verfallenen Bauernhäusern vorbei, vielleicht auch Schmieden oder Sägewerken – so ganz kann ich es nicht sagen. Moos überwächst die Dächer, die Fensterscheiben sind zersplittert und mit Spinnweben verziert. Die ehemaligen Bewohner der Häuser sind schon lange weggezogen oder verstorben.
Es folgt ein langer Anstieg auf der Forststraße zur Stallburgalm. Hier gibt es wenig zu berichten, außer von dem imposanten Blick auf die Felsmauern der gegenüberliegenden Berge.
Die Alm höre ich schon, bevor ich sie sehe. Diesmal sind jedoch nicht die Kuhglocken schuld, sondern fröhliche Wanderer, die gerade ihr Mittagessen einnehmen. Erst bei der Rückkehr möchte ich mir ein Getränk gönnen.
Burgspitz
Ganz so fit fühle ich mich heute nicht. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber die Beine sind schwer. Jeder Schritt ist anstrengend, obwohl meine Herzfrequenz in Ordnung ist.
Von der Stallburgalm wende ich mich dem Burgspitz (1429 m) zu. Steil zieht sich durch den Wald ein kleiner Pfad. Eine Abbiegung hätte ich fast übersehen. Ein umgefallener Baum hat den ursprünglichen Weg hier zerstört. Langsam lichtet sich der Wald und weicht grünen Almen.
Der Burgspitz ist eine große Alm. Ich blicke weit ins Alpenvorland und nach Weyer. Endlich kommt etwas Freude auf. Der langweilige Aufstieg hat sich doch gelohnt. Auch meine folgenden Stationen kann ich sehen: Kleiner Almkogel (1461 m), Brunbacheck (1471 m) und Almkogel (1513 m).
Almkogel
Das leichte Laufen auf den breiten Bergrücken ist jetzt ein Genuss. Bis zum Almkogel ist es nicht mehr weit und das Gelände ist einfach. Vor mir breitet sich ein weites Alpenpanorama aus. Am Gipfel des Almkogel gibt es die beste Sicht auf die umliegenden Gebirgszüge.
Auch der Rückblick auf den passierten Bergrücken ist ganz passabel. Leider vermiesen mir die zahlreichen Fliegen am Gipfel meine Jause. Ganz wohl fühle ich mich auch nicht. Ursprünglich wollte ich noch über Hühnerkogel und Ennsberg nach Kleinreifling absteigen, aber dafür reichen meine Kräfte nicht.
Ich kehre stattdessen in der Stallburgalm ein, raste und stärke mich bei einer Jause und Apfelsaft. Die Rückkehr über die Forststraße bereitet keine Schwierigkeiten. Es ist der einfachere Weg.