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  1. Tagestour/

Scheibe und Scheiblingstein

· Lesezeit 5 min
Eisenwurzen Alm Berg See
Inhaltsverzeichnis
Tourdetails
  • SAC-Wanderskala
    T2+
  • Länge
    14,8 km
  • Aufstieg
    1190 hm
  • Erlebnis
Karte

Kurzfassung: Eine lohnenswerte Runde auf die Scheibe, von wo man einen fantastischen Blick auf den Lunzer See und das Mostviertel hat. Danach geht es entlang der Abbruchkante über Scheiblingstein und Bärenleitenkogel zur Herrenalm. Rückkehr dann über die Herrenalmbach- und Taglesbachschlucht.

Schwierigkeit: Kurz vor der Ankunft auf dem Sattel zwischen Scheibe und Scheiblingstein wird das Gelände sehr steil. Zur Balance muss man die Hände benutzen. Um auf die Scheibe zu gelangen, muss eine kurze Steinplatte überwunden werden. Ein Absturz wäre problematisch. Keine Sicherung vorhanden. Aufgrund dieser beiden Stellen eine leichte Höherstufung auf T2+.

Anreise: Am Startpunkt der Wanderung, auf beiden Seiten des Taglesbachs, sind kostenlose Parkplätze für rund 20 Autos.

Verpflegung: Auf der Herrenalmhütte befinden sich ganzjährig gekühlte Getränke. Jause gibt es nur am Wochenende von Freitag bis Sonntag. Ansonsten finden sich keine Wasserstellen auf der Wanderung.


Aufstieg zur Scheibe

Meine letzte Bergwanderung liegt jetzt schon länger zurück. Andere Aufgaben, wie das Marathontraining, ließen mich die Berge vernachlässigen. Doch ich sehne mich wieder nach dem Keuchen beim Anstieg, den kühleren Temperaturen, den grünen Almen und den herrlichen Ausblicken. Heute ist es so weit. Ich möchte die Scheibe bei Lunz besteigen.

Strahlend blauer Himmel. Für heute sind über 30 °C im Tal angesagt. Am Berg ist es hoffentlich kühler. Etwas spät mache ich mich auf: Es ist schon 9 Uhr 30 als ich von der Bundesstraßenbrücke über den Taglesbach losgehe. Am frühen Nachmittag sollte ich zurück sein, die Runde ist ja nicht zu lang.

Den Taglesbach verlasse ich sogleich am Beginn der Wanderung. Rechts biegt der unmarkierte Pfad zur Scheibe und Scheiblingstein ab. Gestern hat es ein bisschen geregnet. Das Gebiet um den Lunzer See ist bekannt als eine der niederschlagsreichsten Regionen Österreichs. Viele Flüsse und Bäche haben hier ihren Ursprung.

Meine Schuhe rutschen ein paar Mal leicht auf dem feuchten, steilen Waldboden. Die Stollen graben sich in den weichen Boden. Obwohl unmarkiert, ist die Pfadführung durch den Wald gut zu erkennen. Aber es geht sowieso fast durchgehend steil, gerade bergauf. Ebene Plätze zum Rasten sind bei diesem Anstieg Mangelware.

Dreimal überquere ich eine Forststraße – hier kann man eine kurze Pause einlegen. Bei der letzten Überquerung folge ich der Straße kurz bis zum nächsten Pfadeinstieg. Wenn man den verpasst, ist es auch nicht tragisch. Der Pfad verläuft hier parallel zur Straße und es ergeben sich noch weitere Möglichkeiten zur Rückkehr auf den Pfad.

Scheibe und Scheiblingstein von Landau bei Anstieg.

Bald danach, auf rund 1300 m, lichtet sich der Wald und mein Ziel, der Sattel zwischen Scheiblingstein und Scheibe, gibt sich zu erkennen. Puh, das wird ja noch steiler.

Ein Wanderer bahnt sich vorsichtig von oben herab mit Stöcken seinen Weg. Er war schon oben. An einer günstigen Stelle warte ich und lasse ihn passieren. Immer steiler schlängelt sich der Weg in kurzen Serpentinen hinauf zum Sattel. Bis zu 60 % laut meiner Karte. Zur Balance nutze ich an manchen Stellen meine Hände. Schweiß tropft von meinem Kinn.

Scheibe Gipfel

Geschafft! Der letzte Abschnitt vor dem Sattel war der steilste. Die Klippen der Scheibe formen ein flaches Plateau. Latschen überziehen es. Doch wie komme ich da hinauf? Eine kurze Felsplatte überwinde ich dafür. Ein bisschen Trittsicherheit ist gefordert. Oben angekommen, zweigt sich der Pfad – links auf eine Aussichtsplattform für den Lunzer See und rechts zum Gipfel.

Ich wähle rechts. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte, da ich beim Zurückgehen die Abzweigung übersehe. Ein älterer Herr kommt mir barfuß vergnügt vom Gipfel entgegen. Bisher nur zwei Wanderer – nicht viel los heute.

Am Gipfel lege ich eine kurze Rast ein und genieße das herrliche Panorama über das Alpenvorland des Mostviertels. Der Ötscher und die Gemeindealpe sind ebenfalls exzellent einsehbar.

Herrenalm

Am höchsten Punkt meiner Wanderung bin ich noch nicht. Aber der folgt bald. Der nachfolgende Abschnitt ist entspannter, bietet aber ebenfalls tolle Ausblicke über das Oistal. Ich wandere entlang der Abbruchkante zum Scheiblingstein, welcher nur unmerklich höher liegt.

Danach folgt ein längerer Abschnitt, immer etwas bergauf und bergab, zum Bärenleitenkogel, dem höchsten Punkt dieser Wanderung. Die unscheinbaren Gipfelkreuze dieser Berge bestehen zumeist nur aus zwei zusammengebundenen Ästen.

Gipfelkreuz Bärenleitkogel. Glaub ich, bin mir nicht sicher. Im Hintergrund ist der Ötscher

Nach dem letzten Gipfel wendet sich der Pfad mehr dem Wald zu und man passiert die Umzäunung der Herrenalm. Hier verliert sich der Weg etwas in der Almwiese. Am besten folgt man den ausgetretenen Kuhpfaden. Das Gelände ist hier nicht mehr schwierig. Zahlreiche Wiesen- und Waldblumen geben der Wiese einen bunten Charakter: gelbe Trollblume, purpurner Wald-Storchschnabel und weißer, rauhaariger Kälberkropf.

Schon von Weitem höre ich das Gebimmel der Kuhglocken, noch bevor ich die erste sehe. Im Schatten der Bäume rasten sie oder grasen auf der Wiese. Manche haben sich genau meinen Pfad ausgesucht. Kein Problem. Ich umgehe sie.

Bis zum Leonhardikreuz ist es nicht mehr weit. Ein paar Zauntore muss ich noch passieren und schon erwartet mich das Kreuz mit seinem Ausblick auf die Herrenalmhütte. Das Kreuz habe ich vor zwei Jahren schon passiert, als ich vom Dürrenstein zum Obersee gewandert bin. Heute geht es jedoch auf der anderen Seite hinab zur Hütte.

Herrenalmhütte

Noch mehr Kühe auf der Alm und auch eine Gruppe von Wanderern rasten auf den Bänken vor der Hütte. Jause gibt es nur am Wochenende, einzig gekühlte Getränke finden sich immer bei der Hütte. Auch übernachten kann man hier.

Wirklich idyllisch. Der rauschende Herrenalmbach übertönt die Szenerie. Über ein paar kurze Wasserfälle fällt das Wasser des Baches neben der Hütte hinab in die Schlucht.

Hütte Herrenalm. Eine Gruppe von Wanderern macht sich gerade auf, ihren Weg fortzusetzen.

Beim Bergabgehen vernehme ich durchgehend dessen Rauschen. Später gesellt sich dazu auch der Taglesbach. Beide Bäche sehe ich allerdings kaum. Zu tief in der Schlucht fließen sie. Erst gegen Ende, unten im Tal, sehe ich den Taglesbach.

Der Weg hinab läuft sich flott. Doch ich muss aufpassen. Er wird zum Hinauftreiben der Kühe auf die Alm benutzt und wurde erheblich von ihren Hufen bearbeitet. Unglaublich, dass sie hier hintereinander hinaufkommen.

Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn

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