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  1. Tagestour/

Pöstlingberg

· Lesezeit 4 min
Mühlviertel Stadt Fluss
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Stadtwanderweg Linz - Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Etappe 2: Dieser Artikel

Los geht’s wieder mal am Hauptplatz, so wie beim ersten Stadtwanderweg. Statt in den Westen führt mich diese Route jedoch in den Norden nach Urfahr am gegenüberliegenden Donauufer.

Nibelungenbrücke

Die Donaubrücke weist eine lange historische Kontinuität auf, die sich bis ins Spätmittelalter zurückverfolgen lässt, als die Stadt Linz das Brückenprivileg zum Bau einer Holzbrücke erhielt. Aufgrund dieses Überganges konnte die Stadt aufblühen und an regionaler Bedeutung gewinnen.

Brücken über die Donau waren in der Neuzeit selten. In ganz Oberösterreich gab es nur eben jene zwischen Linz und Urfahr. Die nächste Brücke flussabwärts befand sich erst bei Mautern in Niederösterreich.

Ausschlaggebend für den Bau der Brücke war sicherlich auch die Lage der Stadt am Salzsteig. Der Salzsteig war eine bedeutende Handelsstraße, über welche vorrangig Salz vom salzreichen Salzkammergut nach Böhmen transportiert wurde. Dafür gelangten wiederum böhmische Erzeugnisse, wie Glas und Tücher, in den Süden.

Urfahr

Nun genug über die Geschichte der Stadt Linz und ihrer Brücke. In Urfahr angekommen, geht es von der Brücke hinab zur Donau. Ich gehe nun ein gutes Stückchen flussaufwärts entlang der Donau. Zahlreiche Radfahrer und Spaziergänger kommen mir entgegen. Heute ist Pfingstmontag, ein Feiertag in Österreich. Dazu kommt noch ein wunderschöner, warmer, sonniger Vormittag. Also kein Wunder, weshalb die Donaulände heute so belebt ist.

Linzer Schloss mit Donau im Vordergrund.

Auf der gegenüberliegenden Donauseite wacht der breite Kasten des Linzer Schlosses über der Altstadt. Alsbald verlasse ich die flache Lände und wende mich dem Pöstlingberg zu, dessen Basis bis an die Donau reicht. Der Weg ist hier gut beschildert. Große, magentafarbene Schilder verweisen auf den Stadtwanderweg 2.

Pöstlingbergbahn

Der nachfolgende Weg führt mich entlang der Pöstlingbergbahn hinauf zum Pöstlingberg. Mit dem Bau der Bahn wurde 1897 begonnen, um für die zahlreichen Wahlfahrer der Pöstlingbergkirche und Ausflüglern eine bequeme Aufstiegsmöglichkeit zu schaffen. Auch die Vorzüge der Elektrizität sollten beworben werden. Mit einer Steigung von bis zu 11,5 % ist die Bahn eine der steilsten Adhäsionsbahnen1 der Welt.

Pöstlingbergbahn. Haltestelle Bruckneruniversität

Ursprünglich war die Bahn ausschließlich für den Sommerverkehr konzipiert, weshalb die Bahngarnituren eine offene Bauweise erhielten. Dies änderte sich erst, als die Bahn 2009 bis zum Hauptplatz verlängert und an das Straßenbahnnetz von Linz angeschlossen wurde. Seitdem verkehrt die Linie 50 auf dieser Strecke.

Wer sich den steilen Weg ersparen möchte, kann alternativ so ebenso auf den Pöstlingberg. Allzu schwierig ist der Aufstieg glücklicherweise nicht, da der Weg durchgehend asphaltiert ist.

Pöstlingberg

Schon bald komme ich oben am Berg an. Hohe Befestigungsmauern umzäunen die große Pöstlingbergkirche. Bei dem Befestigungsring um Linz handelt es sich um ein Unikat in Österreich. Nach den napoleonischen Kriegen, in welchen die Stadt Linz von französischen Truppen erobert wurde, wurde der österreichischen Armee bewusst, wie unzureichend doch die Befestigung der Stadt ist.

Ein neues, modernes Befestigungssystem wurde deswegen geplant. 32 Kanonentürme und ein großes Fort am Pöstlingberg sollten einen Befestigungsring um die Stadt bilden. Ein Großteil der Türme steht noch heute, doch für die Verteidigung wurden sie nie verwendet. Zu schnell veränderte sich die Waffentechnik und schon 20 Jahre nach der Erbauung waren die Türme bereits überholt. Zudem wuchs Linz im 19. Jahrhundert rasant und schon bald verschluckte die Stadt die Türme.

Beim Bau der Pöstlingbergbahn wurde einer der Türme zum Bahnhof umfunktioniert, auf einen anderen wurde eine Aussichtsterrasse eingerichtet, von der man einen fantastischen Blick über Linz erhält.

In der Mitte des Forts steht die im 18. Jahrhundert erbaute Pöstlingbergkirche. Sie thront über den Türmen und ist von Weitem als Wahrzeichen von Linz zu erkennen.

Rückkehr in die Stadt

Vom Pöstlingberg steige ich über den Kreuzweg, den bevorzugten Wallfahrtsweg, hinab in die Stadt. Bei einem großen Gebäude, das Petrinum, welches mich an eine Kaserne erinnert, biege ich rechts ab. Das Petrinum wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Priesterseminar für Jungen errichtet. Die Bildungstradition lebt als Privatgymnasium fort. Heutzutage steht die Schule auch Mädchen offen und das Anstreben einer geistlichen Laufbahn ist nicht mehr verpflichtend.

Über die Hauptstraße durch Urfahr und die Nibelungenbrücke gelange ich wieder zu dem Ausgangspunkt meiner Tageswanderung. Für eine Stadtwanderung beeindrucken die fantastischen Ausblicke auf dieser Runde. Immerhin erreicht man 539 m am Pöstlingberg, 200 m über dem Linzer Hauptplatz. Die Runde zahlt sich auf jeden Fall aus, wenn man in Linz wohnt oder kurz auf Besuch ist.


  1. Eine Adhäsionsbahn überwindet eine Steigung allein über die Reibung zwischen Triebrad und Schienen. ↩︎

Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn

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