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Dürrenstein Alpinweg (Südanstieg)
  1. Tagestour/

Dürrenstein Alpinweg (Südanstieg)

· Lesezeit 7 min
Eisenwurzen Alm Berg
Inhaltsverzeichnis
Tourdetails
  • SAC-Wanderskala
    T3+
  • Länge
    26,2 km
  • Aufstieg
    1684 hm
  • Erlebnis
Karte

Etwas spät komme ich im Steinbachtal beim Rotschildteich an. Es ist schon fast Mittag. Noch heizt die Sonne die Umgebung auf, aber für den späten Nachmittag ist das Wetter ungewiss. Regen oder gar Gewitter sind vorhergesagt. Ich muss mich also sputen. Die geplante Runde ist durchaus anspruchsvoll:

Vom Steinbachtal will ich zum Tremel. Der Pass ist mit 1200 m ganz schön hoch. Es gibt definitiv einfachere Pässe in die Steiermark. Aber passieren möchte ich ihn nicht, sondern eher den Kamm zwischen Hochkar und Dürrenstein entlangwandern, um abschließend den Dürrenstein von Süden zu besteigen.

Wie gesagt, nicht die einfachste Tour und auch ganz schön lang. Mit Rückkehr über die Ybbstaler Hütte werde ich rund 25 km überwinden müssen.

Steinbach

Schloss Steinbach

Die ersten Kilometer sind noch angenehm flach auf Asphalt und später dann auf Schotter. Ein paar hübsche Holzhäuser passiere ich auch. So ganz passen sie jedoch nicht in die ländliche Architektur der restlichen Region. Sie erinnern mich eher an die alpinen Chalets der Schweiz.

Holzfällerchalet beim Jagdschloss Steinbach.
Eine Hütte im Schweizer Chaletstil.

Das ist auch keine Überraschung, denn das Ensemble wurde erst im späten 19. Jahrhundert mitsamt dem Jagdschloss Steinbach für den Baron Albert von Rothschild in diesem Stil erbaut.

Der Baron Rothschild hatte zuvor die Wälder rund um den Dürrenstein erworben. Ein Glücksfall für die Natur, denn als begeisterter Jäger reduzierte er die Forstarbeit, um das Wild zu schonen. Auf die Einkünfte aus der Forstwirtschaft war er als reicher Bankier nicht angewiesen. So erhielt er auch einen der letzten Urwälder Österreichs, den Rothwald, der weiterhin von forstwirtschaftlichen Eingriffen unberührt blieb.

Von dem Schloss konnte ich leider keine Bilder knipsen, vielleicht ein andermal.

Wiener Hochquellwasserleitung

Auf meinem Weg tiefer in das Steinbachtal passiere ich auch zahlreiche Aquädukte und Stollen. Durch sie fließt der Großteil des Wiener Trinkwassers. Die 2. Wiener Hochquellenleitung hat etwas südlich von hier, im Hochschwab, ihren Ursprung. Über den Luegerstollen, der den vor mir liegenden Gebirgszug durchsticht, erreicht das Wasser das Steinbachtal.

Auch das Wasser des Steinbachs ist wunderbar klar. Nur zu gern würde ich meine Füße kühlen. Es wirkt unglaublich erfrischend. Bei einem Wasserfall überquere ich eine kleine Brücke. Die Schlucht endet. Von nun an werde ich den Weg bergauf suchen müssen.

Dürrenstein Südroute

Tremel

Der Pfadanfang ist zunächst etwas in der Vegetation versteckt. Schnell gewinne ich an Höhe. Über einen unscheinbaren, ausgewaschenen Pfad erhebe ich mich von den Bächen im Tal.

Aufstieg auf Tremel. Darunter fließt der Steinbach.

Rund 550 hm sind auf 2,5 km zu erklimmen – die erste Herausforderung des Tages. Und der Tremelsteig, ich nenne ihn mal so, bietet auch zahlreiche Schwierigkeiten. Ein paar umgestürzte Bäume erfordern eine veränderte Routenführung. Alles andere als einfach in dem steilen, unwegsamen Gelände.

Ein paar Mal muss ich meine Hände zur Hilfe nehmen, um Balance zu halten. An besonders heiklen Stellen gibt es sogar Seilsicherungen.

Meine Trittsicherheit wird bei der Überquerung einer nassen Rinne gefordert. Zwei Stifte sind in den Fels gehauen. Sie sind nass von dem hinunterschießenden Wasser. Erster geschafft und der zweite folgt sogleich – fast schon ein Klettersteig.

Gegen Ende wird der Weg wieder etwas flacher und ich stehe vor einem unscheinbaren Schild: Tremel ☺️

Gratwanderung

Lange verweile ich nicht. Ich höre Stimmen. Eine Wandergruppe steigt gerade vom Gamskogel herab. Ob sie auch denselben Weg nehmen wie ich? Egal, weiter.

Schon kurz nach dem Tremel überhole ich einen einzelnen Wanderer. Er ist gesprächig, hat auch den Weg über den Steinbach genommen und möchte noch einen bisschen weiter bis zum Hochkirch. Für die lange Runde zum Dürrenstein fehlen ihm die Energie und Zeit. Er wird wieder so absteigen, wie er gekommen ist.

Der Kammweg zwischen Hochkar und Dürrenstein wird aufgrund seiner Länge nicht so häufig begangen und oftmals verliert sich der Pfad im Gelände. Am besten immer oben am Grat bleiben, dann verläuft man sich nicht. Ein paar Grenzsteine zwischen Niederösterreich und Steiermark markieren ebenfalls den Weg bis zum Hochkirch.

Kammweg zwischen Hochkar und Dürrenstein.
Vom Sattel bin ich den Kamm entlang gewandert.

Beim Hochkirch fällt dann die Grenze hinab zum Lassingbach. Die ungewöhnliche Grenzführung, die den Kamm hier verlässt, geht zurück auf die Besitzungen des Kartäuserklosters Gaming. Dessen Herrschaftsgebiet dehnte sich bis auf die Wälder südlich des Dürrensteins, den Rothwald, aus.

Zugreifen konnten die Mönche auf den Wald jedoch nicht. Zu beschwerlich gestaltete sich der Abtransport der Baumstämme über den Kamm. Einzig über den Lassingbach hätten sie geschwemmt werden können, allerdings verbot das Kloster Admont die Nutzung dieses Baches. Admont, das über den Großteil der Wälder in der nördlichen Steiermark herrschte, beanspruchte ebenfalls die waldreichen Gebiete südlich des Dürrensteins und versuchte durch das Schwemmverbot den Verkauf zu erzwingen. Doch die Mönche in Gaming blieben stur.

Der Disput zwischen den Klöstern Gaming und Admont ermöglichte den Erhalt des Urwaldes über Jahrhunderte. Heutzutage bildet er das Kerngebiet des Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal und ist Teil des UNESCO Weltnaturerbes „Urzeitliche Buchenwälder Europas“.

Sperrriegel

Langsam kämpfe ich mich vor in Richtung Dürrenstein. Immer näher kommen seine Klippen. Ein Auf und Ab. Eine Gams läuft vor mir. Huch, nun ist sie auch schon weg. Aber sie hat etwas für mich dagelassen: ein kleiner schwarzer Haufen 💩

Zu meiner Überraschung schlängelt sich der Haufen jedoch davon, als ich näher trete. Es könnte sich um eine schwarze Ringelnatter handeln. Die sind richtig selten. Leider verschwindet sie geschwind im Gebüsch und nach ihr zu suchen traue ich mich doch nicht, auch wenn sie vollkommen harmlos sind.

Bärwiesboden.
Der Bärwiesboden. Eine Hochmoorfläche.

Der Wald lichtet sich zunehmend. Ohne die hohen Fichten genieße ich einen traumhaften Blick ins Lassingtal und über den Rothwald. Der Bärwiesboden, ein Moor im Rothwald, ist ebenfalls von hier exzellent einsehbar. Ich raste noch etwas, trinke meine letzten Wasserreserven – seit dem Steinbach lag keine Wasserquelle mehr am Weg – und der Gipfelsturm kann beginnen.

Panorama über Wildnisgebiet Dürrenstein
Die Aufstiegsroute. Immer der Flanke entlang

Ich lege gestärkt los, doch nach ein paar Höhenmetern muss ich meinem Tempo Tribut zollen. Eine kurze Pause ist angebracht. Der Anstieg ist steil. Nicht immer ist ein Weg erkennbar. Aber bei der Orientierung sollte es trotzdem keine Probleme geben. Der Gipfel ist in Sicht und die Bergflanke auch. Zudem ist die Richtung in regelmäßigen Abständen auf Felsen markiert.

Vor mir schlängelt sich eine kleine Wandergruppe den Berg hoch. Langsam aber stetig hole ich sie ein. An einer Kuppe rasten sie. Diesmal kein Gespräch. Sie sind außer Puste – ich auch.

Die Stufenpyramide des Gipfels türmt sich vor mir auf. Das kunstvolle Töpperkreuz ist schon in Sichtweite. Das Gehgelände wird flacher. Nur noch ein paar Felsstufen in einfacher Kraxelei überwinden und schon stehe ich vor dem Kreuz.

Gipfelkreuz Dürrenstein.
Das kunstvolle Töpperkreuz am Dürrenstein

Gipfel

Erneut eine Überraschung: Ich habe den Gipfel für mich allein, trotz Wochenende. Bei meiner letzten Besteigung vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus. Zahlreiche Wanderer rasteten damals am Gipfel.

Heute bin ich etwas spät dran und die Regenwarnung für den Nachmittag dürfte auch einige abgeschreckt haben. Dunkle Wolken waren auch mein stetiger Begleiter. Sie wechselten sich mit strahlendem Sonnenschein ab. Jetzt am Gipfel werfen sie wieder einen Schatten.

Ich verweile deswegen nicht lange. Nass möchte ich gerade nicht werden. Mein Wasservorrat ist zudem zu Ende. Etwas unterhalb des Gipfels befindet sich auch eine Quelle und die Ybbstalerhütte ist auch nicht mehr so weit.

Der Abstieg ist weniger spektakulär, weshalb ich auf meinen Blogpost von vor zwei Jahren verweise. Bis zur Ybbstalerhütte nehme ich dieselbe Route, nur eben diesmal bergab statt bergauf. Nach der Hütte geht’s dann direkt zurück ins Steinbachtal über einen einfachen Wanderweg.


Factsheet

Abstract
Eine anspruchsvolle und landschaftlich reizvolle Rundtour auf den Dürrenstein über die Südflanke durch das Wildnisgebiet Dürrenstein. Vom Steinbachtal wird der Tremel bestiegen und dann der Gebirgskamm bis zum Dürrenstein entlang gegangen. Rückkehr erfolgt über die Ybbstalerhütte.

Anreise
Parkplätze befinden sich beim Rotschildteich im Steinbachtal.

Schwierigkeit
Die Tour setzt Trittsicherheit voraus. Der Aufsteig auf den Tremmel ist steil, wobei heikle Stellen gesichert und mit Steighilfen versehen sind. Der Kamm und der Aufstieg zum Dürnstein ist teilweise Weglos. Etwas Orientierungssinn ist daher gefordert.

Verpflegung
Unterwegs gibt es kaum Möglichkeiten zur Einkehr oder Wasseraufnahme. Etwas unterhalb des Gipfels befindet sich die Legsteinquelle. Und bei der Ybbstalerhütte kann man erst beim Abstieg einkehren.

Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn

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