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  1. Fahrrad/

Sulzberg-Strecke

· Lesezeit 5 min
Waldviertel Wald Fluss Hügel
Inhaltsverzeichnis
Tourdetails
  • Länge 28,4 km
  • Aufstieg 664 hm
  • Erlebnis
Karte

Tief in den Ostronger Wald, wo der Sulzberg umrundet wird, führt diese anstrengende Mountainbikerunde. Abschnittsweise deckt sie sich mit der Kaiser-Strecke, die ich bereits letztes Jahr geradelt bin. Ich bin zwar eher der Wanderer und Läufer, doch ein paar Mal im Jahr schwinge ich mich doch aufs Fahrrad.

Schloss Persenbeug

Wie die Kaiser-Strecke, so beginnt auch die Sulzberg-Strecke im Ortskern von Persenbeug. Bei meinem Blogeintrag über die Kaiser-Strecke bin ich einen kurzen Beitrag zur Geschichte des Schloss Persenbeug schuldig geblieben. Den möchte ich jetzt nachholen.

Das Schloss liegt nicht direkt an der Strecke, sondern sitzt auf einem geschätzt 15 m hohen Felsen über der Ortschaft Persenbeug. Die Lage ist ideal für eine Burg. Die Donau bricht hier aus dem engen Durchbruchtal des Strudengaus aus und vollzieht danach eine weite Schlinge.

Innerhalb der Schlinge lagerten sich über der Jahrtausende von der Donau angeschwemmte Sedimente ab und daraus entstand die sogenannte Gottsdorfer Scheibe, eine flache Ebene. Am gegenüberliegenden Flussufer bei Ybbs fließt zudem die Ybbs in die Donau. Auch sie formt ein breites, flaches Tal. Vom Standpunkt des Schlosses lässt sich daher diese weite Ebene und der Schiffsverkehr perfekt überblicken.

Ein erster Vermerk über die Burg findet sich bereits 970. Auch Kaiser Heinrich III. soll 1045 bei der Trauerfeier für den Burgherren anwesend gewesen sein. Allerdings endete die Feier tragisch. Die Decke des Festsaals brach aufgrund der vielen Gäste ein und forderte Opfer im Gefolge des Kaisers, der jedoch glücklicherweise unverletzt blieb.

Das Schloss mit seinem hohen Turm erinnert mich frappant an jenes in Schönbühel etwas flussabwärts. Im frühen 17. Jahrhundert erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen. Und noch eine kleine, interessante, geschichtliche Anekdote: Der letzte Kaiser Österreichs, Karl I., wurde auf dem Schloss geboren und verbrachte auch seine Kindheit dort. Nach wie vor sind das Schloss und der dazugehörige Besitz im Ostronger Wald Eigentum der Habsburger.

Scheibe

Das erste Stück der Strecke führt auf Asphalt entlang des Donauradweges bis nach Hagsdorf, wo ich den Donauradweg kurz verlasse und auf den parallel verlaufenden Feldweg wechsle. Immerhin handelt es sich um eine Mountainbikerunde. In Gottsdorf geht es wieder kurz zurück auf Asphalt und dann auf die grobschottrige Donaulände – ein Vorgeschmack auf die Schotterkörnung für den Rest der Tour. Trotzdem ist es bisher eine entspannte Fahrt neben der Donau, die in der Sonne glitzert.

Maria Taferl im Nibelungengau von der Scheibe aus.

Nach einer Bahnunterführung geht es erstmals ordentlich bergauf. Schweißperlen rinnen von meiner Stirn zur Wange, tropfen herab und hinterlassen einen dunklen Fleck am Asphalt. Bis zu 20 % Steigung, 100 Höhenmeter werden in weniger als 1 km überwunden. Das letzte Stück erfolgt auf einem weichen Waldweg. Die letzten Tage hat es geregnet. Mein Hinterrad rutscht bei jeder Umdrehung. Aber Absteigen kommt nicht infrage.

Ostronger Wald

Beim Naturfreundestein finde ich eine Bank zum Rasten. Hier beginnt auch der Ostronger Wald, der sich über die Hügelkette des Ostrong bis nach Laimbach zieht. Am nördlichen Rand des Ostrong befindet sich der Große Peilstein, mit 1061 m der höchste Berg im südlichen Waldviertel. Ganz so weit nördlich muss ich nicht. Der Sulzberg, mein Ziel, liegt etwas südlicher, ungefähr in der Mitte der Kette und ist mit 850 m auch nicht ganz so hoch.

Steinbruch Loja

Nach einer kurzen Rast folgt die zweite steile Rampe hinauf zum Steinbruch Loja. Ich finde einen guten Rhythmus, versuche so gleichmäßig wie möglich zu atmen. Gemütlich ziehen zwei E-Bike-Fahrer an mir vorbei. Ihr Motor surrt laut vor Anstrengung, während ich keuche. Noch mehr Schweißperlen.

Kurz vor dem Steinbruch flacht der Anstieg dann etwas ab – eine willkommene Pause. Von hier aus ist der Steinbruch auch exzellent einsehbar. Zahlreiche Stufen winden sich von der Donau hinauf den Hügel.

Schon seit dem 17. Jahrhundert wird hier Granitporphyr und Kerstanit abgebaut. Beide Gesteinssorten zeichnen sich durch ihre Härte und Beständigkeit aus, weshalb sie vorrangig als Gleisschotter Verwendung finden. Rund 650 000 Tonnen Stein werden hier jährlich abgetragen. Kein Wunder, dass schon ein Großteil der Hügelflanke des Großen Mühlbergs fehlt.

Steinbruch Loja, wo Granitporphyr und Kerstanit abgebaut wird

Zu meinem Leidwesen werden damit auch die Waldstraßen im Ostronger Wald geschottert. Achtsam muss ich mir einen Weg durch den grobkörnigen Schotter suchen. Ansonsten drehen die Räder durch und ich komme aus dem Gleichgewicht. Dafür bleiben jedoch die Wege gut in Schuss und Wasser kann sie kaum erweichen. Nur einmal wechselt der Weg auf einen kurzen Trail im Wald, um einer mit Wasser gefüllten Mulde auszuweichen.

Sulzberg

Ober Auratsberg passiere ich zwei Lichtungen – eine davon die Angerwiese, wo Waldbienen eifrig herumschwirren. Der anstrengendste Teil der Route ist geschafft. Die folgenden Steigungen sind kurz und erreichen nur manchmal 10 %. Gleichmäßig geht es mit rund 6 % bergauf. Je höher ich komme, desto kühler wird es auch – angenehm im Vergleich zur Hitze unten bei der Donau. Hohe alte Fichten wechseln sich mit frisch aufgeforsteten Bereichen ab. Der Ostronger Wald wird forstwirtschaftlich ausgiebig genutzt.

Forststraße tief im Ostronger Wald.

Die Beschriftung der Strecke ist fantastisch. Bei jeder Abzweigung findet sich ein Richtungsschild. Abseits der beschilderten Wege ist der Wald für Radfahrer jedoch tabu. Also immer auf den Wegen bleiben. Den Höchstpunkt der Tour erreiche ich in Neuwaldhäusl, einer Lichtung im Ostronger Wald mit ein paar Bauernhäusern.

Etliche Hirtenhunde bellen energisch. Mein Puls steigt. Doch zu meiner Erleichterung hält ein hoher Zaun die Hunde ab. Bei der nächsten Kreuzung gelange ich auf den Granittrail, der sich hier mit der Sulzberg-Strecke überlappt. Auch auf Wanderer und Reiter sollte man bei der Abfahrt achten. Der Lebensweg und der Niederösterreichische Landeswanderweg folgen ebenfalls dieser Forststraße.

Rasch nehme ich Geschwindigkeit auf, auf dieser entspannten Abfahrt ohne gröbere technische Schwierigkeiten. Bei Feldmüllerstall erreiche ich eine größere Lichtung.

Kühe des Biobauernhofs Jaschke grasen auf den blühenden Wiesen mit ihren Kälbern. Unbeeindruckt sind sie von meinem Erscheinen. Nur die Kälber nehmen mich wahr und verstecken sich hinter ihren Müttern. Den grandiosen Ausblick würdigen diese jedoch keines Blickes. Allein dem schmackhaften Gras gebührt ihr Interesse.

Hofamt Priel

Beim abschließenden Bergabstück im Ostronger Wald ist jedoch Vorsicht geboten. Die Bundesstraße wird überquert. Davor sollte man das Tempo besser etwas drosseln, um notfalls stehen bleiben zu können. Danach geht es flott bergab auf einem Singletrail. Ich jedoch schenke mir dieses Stück und nehme die einfachere Bundesstraße.

Die Rückkehr nach Persenbeug kann auf vielen Wege erfolgen: Entweder über die Hauptstraße durch Hofamt Priel und danach vorbei am Schloss Persenbeug, oder über Fürholz auf einem Feldweg vorbei an einem großen Fischteich.

Lambert Widdersinn
Autor
Lambert Widdersinn
Das Wandern ist des Widders Sinn

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